Damit aus einem halbleeren ein halbvolles Glas wird, braucht es nicht einen einzigen Tropfen
Dieses Wort beschreibt in anschaulicher Weise den von Anbeginn der Konzeption der Entwicklungspartnerschaft grundlegenden Gedanken und ihre Motivation.
Die sattsam bekannte, beherrschende und ständig wiedergekäute Rhetorik darüber, dass es im Kyffhäuserkreis ökonomisch schlecht gehe, die Arbeitslosenzahlen
die höchsten in Thüringen seien, die Probleme so erdrückend seien - dass die Jungen deshalb die Flucht ergriffen und damit die Probleme weiter verschärft
würden und so fort - erzeugt einen Kreislauf der fortschreitenden Erlahmung, der sich wie Mehltau über alles legt und selbst guten Ansätzen und Initiativen
das Leben schwer macht.
Diesen Kreislauf in heilsamer Weise beispielhaft zu durchbrechen, indem wir wenigstens zeitweise den gebannten Blick von den erdrückenden Fakten der
ökonomischen Misere abwenden (die ja keineswegs zu leugnen ist) und uns den Chancen zuwenden, die trotz aller Schwierig- und Widrigkeiten auch im Kyffhäuserkreis
und seinen Bewohnern liegen, ist die große und übergreifende Maxime unserer Entwicklungspartnerschaft.
Diesen Gedanken in die Region zu tragen und dazu beizutragen, die Reaktion der Menschen von Pessimismus, Erstarrung und Resignation wenigstens ein bisschen
zu wandeln in Optimismus, Tätigwerden und Ermutigung halten wir für die wichtigste übergreifende Aufgabe von KLAR. Kyffhäuser.
Andersherum geht es nicht darum, die ökonomischen und demographischen Rahmendaten zu leugnen und bloß eine Gegenrhetorik aufzurichten und darauf zu vertrauen,
dass es damit schon getan ist. Wenn wir dieser selbst gestellten Aufgabe auch nur annähernd gerecht werden wollen, müssen wir im Gegenteil mit den schwierigen
Realitäten auch umgehen, uns mit ihnen aktiv auseinandersetzen und nach Lösungsansätzen suchen, die uns wirklich weiterhelfen, im Weg durch das Jammertal der
vielfältigen Schwierigkeiten.
Ziel unseres Projektes ist es, uns selbst zu aktivieren und durch unsere Arbeit auch andere Menschen stetig einzuladen, bei der Suche nach gangbaren Lösungen
für den Kyffhäuserkreis mit zu helfen. Wir gehen auch davon aus, dass diese Lösungen nicht gefunden werden können, durch (angesichts der Bedrängung umso innigerem)
Festhalten an gewohnten und vermeintlich sicheren Strukturen des Normalarbeitsverhältnisses (und allzu vielen ist dieser Strohhalm ja auch schon abgeknickt). Wir
sind davon überzeugt, dass eine Lösung vielmehr in der Entwicklung neuer und innovativer Modelle liegt, die die Fähigkeiten und Potentiale der Menschen zur Geltung
kommen lässt und auch mit ihnen rechnet.
Wir glauben deshalb, dass unsere Entwicklungspartnerschaft in der Tat nur erfolgreich sein kann, wenn es zu einem festen Bestandteil der sozialen Landschaft im
Kyffhäuserkreis wird.
Nicht nur im Kyffhäuserkreis erodieren diese traditionellen Formen der Organisation von Arbeit und Leben und klar ist, dass dieser Prozess von uns hier vor Ort
nur sehr eingeschränkt beeinflussbar ist.
Beeinflussbar aber ist die Art und Weise, in der wir mit den Herausforderungen dieses Wandels umgehen und ihnen begegnen. Um aus einem halbleeren ein halbvolles
Glas werden zu lassen (also die Wahrnehmung der eigenen Situation positiv und hin zu den in ihr enthaltenen Chancen zu verändern, ohne zunächst diese Situation
selbst ändern zu müssen) braucht es aber - ebenso übrigens wie für Pessimismus und Resignation - gute Gründe. Um einige dieser guten Gründe zu entwickeln und zur
Sprache, Geltung und Wirkung zu bringen, arbeiten unsere Entwicklungspartner in ihren Projekten an der Entwicklung von Lösungsansätzen.
Hier liegt unser grundlegendes Interesse und hier wollen wir mit unserer Arbeit ansetzen und einen Beitrag leisten.
Wie und wodurch setzen wir uns konkret mit der Realität des Mangels an Arbeitsplätzen und Erwerbsmöglichkeiten und für die Entwicklung neuer Arbeits- und
Lebensmodelle auseinander?
In unserer Entwicklungspartnerschaft bearbeiten wir im Wesentlichen drei Themenfelder, von denen wir sicher sind, dass sie drei Zugänge für mögliche Lösungen sind:
1. Gründungsunterstützung und Micro Lending
2. Personalpool- und Qualifikationskonzepte
3. Regionale Entwicklung im ländlichen Raum
Diese drei Themen spiegeln sich natürlich auch in den Projekten der Teilprojekte wider, die alle und mit ihren Mitteln versuchen, neue Wege der Bekämpfung von
Arbeits- und Erwerbslosigkeit zu suchen und die Entwicklung und Erprobung neuer Modelle von Arbeit und Leben in dieser Region zu forcieren.
Die Teilprojekte im Einzelnen (in alphabetischer Reihenfolge der Trägerorganisationen)
Kompetenzzentrum Metall- und Erodiertechik (Artemis GmbH, Sondershausen)
Das Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines praxisnahen und für die Mitarbeiter und Unternehmen im Kyffhäuserkreis passgenauen Qualifizierungsangebotes.
Insbesondere diese Branche ist von Fachkräftemangel betroffen, für diese Branche ist der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften aus der Region der wesentliche
Hemmschuh für eine bessere Entwicklung.
Dieses Projekt setzt hier an und wird Arbeitnehmer aus Betrieben und der Arbeitslosigkeit im Bereich Erodiertechnik qualifizieren.
Das versetzt einerseits Unternehmen in die Lage, auf ausreichend Personal zurückzugreifen und zusätzliche neue Arbeitsplätze aufzubauen.
Unternehmenskooperation in der Landwirtschaft (Bauernverband Kyffhäuserkreis e.V.)
Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Implementierung der Strukturen der Zusammenarbeit von kleinen Betrieben in der Landwirtschaft, der Nachwuchsgewinnung und
Strukturmaßnahmen. Es sollen Einkaufs- und Vertriebsgemeinschaften gebildet werden und auch Maßnahmen zur Überwindung der Schwierigkeiten bei der Unternehmensnachfolge
konzipiert und implementiert werden.
Dadurch werden die Rentabilität und die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe gestärkt und auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Lage der Arbeitskräfte
und ihre Entwicklung in den Betrieben wird erfasst, ausgewertet und über angepasste Qualifizierung zusätzliches Beschäftigungspotenzial erschlossen.
bic-start Gründungsagentur (BIC Nordthüringen)
Mit Hilfe der bic-start Gründungsagentur soll vor allem die Überlebensfähigkeit von Kleingründern aus der Arbeitslosigkeit erhöht werden. bic-start konzentriert sich
schwerpunktmäßig auf die Begleitung und Betreuung in der Vorbereitungsphase. Gründungsinteressen werden vor allem bei der Entwicklung von Gründungsideen und der
Erstellung von Unternehmenskonzepten (Businesspläne) unterstützt. Angehende Existenzgründer sollen in die Lage versetzt werden, ihren unternehmensspezifischen
Businessplan weitgehend selbständig zu erstellen sowie die Chancen und Risiken von Geschäftsideen realistisch einzuschätzen.
In Kooperation mit regionalen Anbietern von Qualifizierungs- und Beratungsleistungen für Existenzgründer soll eine geschlossene Betreuungskette von der Ideenfinsung
bis zur Startphase realisiert werden. Dem entsprechend unterstützt die bic-start Gründungsagentur auch bei der Suche nach geeigneten Beratern, Coaches und Qualifizierungsangeboten
für das jeweilige Gründungsprojekt. Charakteristisch für die Leistungen der Agentur ist der Einsatz von aktionsorientierten Lernformen, wie computergestützten Planspielen,
Fallstudien und Ideenwettbewerben zur Förderung von Gründungsmotivation und Gründungsfähigkeiten.
Kompetenzzentrum für barrierefreien Tourismus (Grenzenlos gGmbH)
Beispielhafte Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Etablierung und Verbreitung des barrierefreien Tourismus im Jugendschloß Behringen verbunden mit Qualifizierungsangeboten
für touristische Leistungsträger auch im Kyffhäuserkreis, ihre Vernetzung und Schaffung einer Marketinggemeinschaft Kyffhäuser - Hainich und Schaffung von Integrationsmöglichkeiten
schwerbehinderter Arbeitnehmer. Dadurch wird das verborgene Gründungspotential des Marktsegmentes wirtschaftlich erschlossen und auch Perspektiven der Geschäftsentwicklung in der
bestehenden touristischen Infrastruktur entwickelt.
Integrationsagentur (Markus-Gemeinschaft e.V.)
Qualifizierung und Begleitung arbeitsmarktferner Menschen, Aktivierung ihrer Potenziale und Fähigkeiten mit dem Ziel ihrer Integration in Unternehmen oder evtl. in die
Selbständigkeit. Schaffung von beruflichen Perspektiven für Menschen, die sonst keinen Ausweg aus beruflicher Perspektivlosigkeit mehr sehen und sich demzufolge so weit
in der Arbeitslosigkeit eingerichtet haben, dass Chancen und Möglichkeiten gar nicht mehr wahrgenommen werden. Aktivierung und Mobilisierung regionalen Kapitals in
umfassendem Sinne (Entwicklung regionaler Qualitätsprodukte z.B. aus landwirtschaftlicher Produktion, (soziale) Dienstleistungen, Tourismus, Kleinhandwerk etc.).
Micro-Lending, Existenzgründung im ländlichen Raum (Markus-Gemeinschaft e.V.)
Bildung von Strukturen der Vergabe von Kleinkrediten für kleine Existenzgründer. Erhöhung der Erfolgsquote und -chancen für GründerInnen durch Schaffung von Zugängen zu kleinem
Gründungskapital. Ermutigung zu und Begleitung der Gründungsvorhaben, damit ein wichtiger Impuls für die Entwicklung der in dieser Region besonders notwendigen wirtschaftlichen
Kleinstrukturen. Zusammenarbeit mit dem Deutschen Mikrokredit Institut (Akkreditierung und Zertifizierung) und anderen erfahrenen Akteuren. Vergabe von Kleinkrediten und Begleitung
in der Postgründungsphase. Die Schwierigkeiten beim Zugang zu preiswertem Gründungskapital sind eine der häufigsten Ursachen für das Scheitern an sich mit guten Ideen und adäquaten
Fähigkeiten ausgestatteter GründerInnen. Hier soll das TP eine Lücke schließen, die bisher sehr häufig dazu geführt hat, dass Gründungsvorhaben noch in der Planungsphase verworfen,
bzw. durch Kapitalmangel notleidend wurden.
Fachkräfte-Pool Nordthüringen (RegioImpuls GmbH)
Bildung von Personalpools für die Metall- und Elt. Branche in der Region, Ausgleich von durch Schwankungen der Auftragslage verursachten Einstellungs- und Freisetzungswellen
mittels geplanter Zusammenarbeit der UN. Schwankungen in der Auftragslage führen bei vielen Betrieben der Region zu diskontinuierlichem Personalbedarf. Für an sich sehr gut
qualifizierte MA ergibst sich daraus immer wieder ein Risiko und eine erhöhte Neigung zur Abwanderung. Ziel ist eine Verstetigung der Fachkräftebindung und -beschäftigung zu
erreichen und damit den Verbleib dringend benötigter Kompetenzen in der Region zu fördern. Planung, Implementierung und Modellentwicklung für einen Regionalen Personalpool
für MitarbeiterInnen der Zielbranche. Erhöhung der Attraktivität der Region sowohl für AN als auch für UN. Etablierung der Kooperation der UN.
Kooperatives regionales Personalmanagement (Telearbeits- und Servicecenter Nausitz - TASC)
Bildung von Personalpools und Entwicklung von Ansätzen für ein regionales Personalmanagement. Schwerpunkt ist aber nicht nur ein Branchenbezug, sondern durch Qualifizierung
und Assesment auch Beschäftigungsfähigkeit in mehreren Tätigkeitsfeldern und damit eine jeweilige zeitweise Beschäftigung auch in unterschiedlichen Branchen zu erreichen.
Fachkräfte könnten ebenso neben ihrer gegenwärtigen Beschäftigung in einem kombinierten System von z.B. bezahlter sozial-gemeinnütziger Arbeit, Qualifizierung und Projektarbeit
rotieren und ein hohes Maß an Flexibilität und vielfältiger Einsetzbarkeit erwerben.
Ausgehend von bestehenden Strukturen der Qualifizierung bei drei Raiffeisen-Genossenschaften erfolgt eine Konzeption und Implementierung von langfristig angelegten regionalen
Personalentwicklungskonzepten, modellhafte Entwicklung und Erprobung geeigneter Strukturen eines solchen Modells.
Dienstleistungsagentur Tourismus (Tourismusverband Kyffhäuser)
Etablierung einer Dienstleistungagentur Tourismus, welche gezielt neue Beschäftigungsfelder im regionalen Tourismus koordiniert und bündelt. Schaffung neuer
Beschäftigungsmöglichkeiten, Etablierung einer Qualifizierungsstruktur für im Tourismus saisonabhängig Beschäftigte zur Steigerung und Sicherung der Angebotsqualität.
Vernetzung von touristischen Dienstleistungen und Leistungsträgern in der Region. Schaffung neuer und Sicherung und Ausweitung bestehender Angebote in der Besucherbetreuung.
Verbeserung und Erhöhung des Niveaus durch Schulung und Qualifikation. Erprobung neuer Beschäftigungsmodelle jenseits traditioneller Beschäftigungsmodelle.
Bildung eines Vermittlungsnetzwerkes für qualifizierten MitarbeiterInnen in Betreuung (z.B. Führungen) und auch in Gastromonie. Etablierung neuer Dienstleistungen im
Tourismussegment (Gepäcktransport, Bootsverleih, Bewirtschaftung von Wohnmobilstandplätzen, Pflege und Wartung der touristischen Infrastruktur etc.).
Neben der Realisierung der Teilprojekte kooperiert KLAR.Kyffhäuser im Rahmen des EQUAL-Programms mit Partnern in Tschechien und Österreich, die zu ähnlichen
Themenschwerpunkten arbeiten. Damit ist sowohl gewährleistet, dass auch Erfahrungen und Modelle unserer transnationalen Partner unter hiesigen Bedingungen erprobt
werden können und auch ein Transfer in umgekehrter Richtung erfolgt.
Informationen bekommen Sie unter +49 (034673) 7369 13 oder schicken Sie eine eMail